Donnerstag, 28. Mai 2009

Noemi Letizia

“Ich schwöre es auf meine Kinder”






Nachdem er in den letzten Tagen wegen einer angeblichen Affäre mit einer 18-Jährigen immer mehr unter Druck geraten ist, hat Regierungschef Silvio Berlusconi heute noch einmal dementiert, dass er mit der jungen Frau eine sexuelle Beziehung gehabt habe.

„Auf die Frage, ob es zwischen mir und Noemi Letizia eine pikante Beziehung gegeben hat, antworte ich erneut: absolut nein“, unterstrich Berlusconi am Donnerstag in Rom. „Ich habe auf meine Kinder geschworen, dass das wahr ist“, betonte der Ministerpräsident, der fortfuhr: „hätte ich eine sexuelle Beziehung gehabt, wäre ich sofort zurückgetreten“.

Der Fall Noemi Letizia steht im Mittelpunkt des Scheidungsverfahrens, das Berlusconis Frau Veronica Lario angestrengt hat. Sie ist darüber verärgert, dass der 72-jährige Regierungschef auf der Geburtstagsfeier von Noemi Letizia anwesend war und mit dieser verkehre, während er die Geburtstage seiner eigenen Kinder ausgelassen habe.

Berlusconi musste in den vergangenen Tagen auch Kritik von allen Seiten einstecken. Neben der Opposition gab es mehrmals Mahnungen seitens der katholischen Kirche und die internationale Presse schoss sich ebenfalls auf den Milliardär ein.

Für die britische „Financial Times“ ist Berlusconi „eine Gefahr für Italien“, die spanische Zeitung „El Pais“ schrieb, „das heikle Verhältnis des 72-Jährigen zu der 18 Jahre alten Schülerin Noemi sorgte … für neuen Wirbel und ließ in Italien ein Klima moralischer Dekadenz aufkommen.“

Mittwoch, 27. Mai 2009

Financial Times: "Berlusconi ist eine Gefahr"

Die internationalen Zeitungen beschäftigen sich mit Regierungschef Berlusconi und seinen mysteriösen Affären. Während die „FT" in Berlusconi ein „unheilvolles Beispiel" sieht, befasst sich der „Corriere" mit dem „gestörten Selbstbild" des Regierungschefs. Die spanische Zeitung „El País" hingegen setzt sich mit dem „Klima moralischer Dekadenz" in Italien auseinander.

„El País": Klima moralischer Dekadenz in Italien

Zu den Affären um Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi schreibt die linksliberale spanische Zeitung „El País" (Madrid) am Mittwoch:

„Silvio Berlusconi gelingt es, für sich selbst zu regieren und die Interessen des Gemeinwohls zu ignorieren. Dem italienischen Regierungschef ist geglückt, was er seit seinem Einstieg in die Politik in Wirklichkeit immer angestrebt hatte: vor den Gerichten straffrei davonzukommen. Das heikle Verhältnis des 72-Jährigen zu der 18 Jahre alten Schülerin Noemi sorgte nun für neuen Wirbel und ließ in Italien ein Klima moralischer Dekadenz aufkommen.

Der Skandal hat auch eine politische Dimension. Er zwang Berlusconi in die Defensive. Der Regierungschef, der die demokratischen Spielregeln gerne missachtet, hat über seine Beziehung zu Noemi wiederholt die Unwahrheit gesagt. Alles deutet darauf hin, dass Italien vor einer Zeit billiger Witze steht, die das Image des Landes weiter ankratzen werden."

„FT": Berlusconi ist eine Gefahr

Deutliche Worte gegen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi findet die britische Wirtschaftszeitung „Financial Times" am Mittwoch:

„Faschismus ist keine wahrscheinliche Zukunft für Italien. Das muss man sagen (...), denn viele nehmen an, dass die Finanzkrise plus Silvio Berlusconi einer Rückkehr des Faschismus gleichkommen. (...) Dass Berlusconi so beherrschend ist, ist zum Teil Schuld der zögernden Linken, der schwachen und oft instrumentalisierten Institutionen und eines Journalismus, der sich zu oft mit seinem Untergebenen-Status abgefunden hat. Aber die größte Schuld kommt einem sehr reichen, sehr mächtigen und einem immer skrupelloseren Mann zu. Kein Faschist, aber eine Gefahr für Italien. Und ein unheilvolles Beispiel für alle."

„Corriere": „Berlusconis gestörtes Selbstbild"

Der Mailänder „Corriere della Sera" schreibt am Mittwoch zum Fall Noemi - der unklaren Affäre des Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi mit einer 18-jährigen Schülerin aus Neapel - und dessen politische Folgen:

„Vor noch knapp einem Monat, nach dem Erdbeben in den Abruzzen und der Gründung der Partei 'Volk der Freiheit' (PDL), konnte Berlsuconi ohne Bedenken behaupten, die Mehrheit der Italiener hinter sich zu haben. (...) Nach den Ereignissen der vergangenen Wochen scheint jedoch die Fassade seines politischen Gebäudes Risse aufzuweisen. Nicht, dass etwas überraschend Neues geschehen wäre. (...) Aber der negative Effekt zahlreicher Episoden ist vervielfacht worden durch (...) den Fall Noemi. (...) Dies wäre nicht geschehen, hätte Berlusconi nicht geglaubt, sich Freiheiten herausnehmen zu dürfen, die auch ihm nicht feindlich Gesonnene in Verlegenheit bringen mussten. (...) Es kommt der Zweifel auf, dass die Trunkenheit über den erreichten Wähler-Konsens Berlusconis Wahrnehmung seiner Person und seiner Funktionen getrübt haben könnte."

dpa

Montag, 25. Mai 2009

Berlusconi will Guantanamo-Insassen aufnehmen

Italien ist bereit, Insassen des Gefangenenlagers Guantanamo aufzunehmen. Dies betonte der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi in einem Interview mit dem US-Sender CNN International.

„Wir werden im Einklang mit den EU-Partnern handeln. Wenn wir der US-Regierung einen Gefallen tun können, werden wir es bestimmt tun“, erklärte der Ministerpräsident. In dem am Samstag aufgenommenen Interview erklärte Berlusconi, man müsse die USA im Fall von Guantanamo unterstützen.

„Wir können nicht glauben, dass die USA für uns alle kämpfen“, hieß es im Interview, dessen Text von Berlusconis Büro am Montag veröffentlicht wurde.

In Rom hatte in den letzten Tagen eine heftige Debatte über eine mögliche Aufnahme von Insassen des Gefangenenlagers Guantanamo in Italien getobt. Italien sei bereit, Gespräche mit den USA darüber zu führen, hatte Verteidigungsminister Ignazio La Russa kürzlich betont.

„Italien muss seine Rolle im Kampf gegen den internationalen Terrorismus spielen und soll daher Guantanamo-Häftlinge aufnehmen. Dazu wird sich die Regierung Berlusconi äußern“, sagte La Russa.

Gegen La Russas Vorschlag hatte sich Innenminister Roberto Maroni gewehrt. „Ich will keine Häftlinge von Guantanamo in Italien. Die USA sind groß genug, sie können die Sträflinge anderswo unterbringen“, sagte der Minister.

Donnerstag, 7. Mai 2009

Trittin bringt Berlusconi in Mafia-Verbindung

Der Spitzenkandidat der Grünen für die deutsche Bundestagswahl, Jürgen Trittin, hat in einem Atemzug schwere Vorwürfe gegen die Regierungschefs von Italien und Großbritannien, Silvio Berlusconi und Gordon Brown, erhoben. Trittin sagte am Donnerstag im Bundestag während der Debatte über den internationalen Kampf gegen Steueroasen und Steuerbetrug.

„Wir haben festzustellen, dass sich an der Praxis in Guernsey oder auf den Cayman-Inseln bis heute nichts geändert hat. Das ist das Problem, wenn man den Versuch macht, mit Gordon Brown Steueroasen trockenzulegen. Das ist ungefähr so erfolgversprechend, als versuchte man, mit Silvio Berlusconi die Mafia zu bekämpfen."

Auf die Zwischenfrage des FDP-Chefs Guido Westerwelle, was der italienische Regierungschef mit der Mafia zu tun habe, antwortete Trittin: „Außer Herrn Westerwelle mit seinen großen internationalen Kenntnissen hat das hier jeder verstanden."

Der frühere deutsche Umweltminister Trittin bildet zusammen mit Fraktionschefin Renate Künast das Spitzenduo der Grünen für die Bundestagswahl am 27. September. Am Freitag beginnt in Berlin der Grünen-Parteitag. Trittin ist Außenpolitik-Experte der Grünen und gilt als möglicher Außenminister im Fall einer Regierungsbeteiligung.

Kein Premierminister in Europa ist so beliebt wie ich

Regierungschef Silvio Berlusconi befürchtet keinen Popularitätsverlust wegen seines Ehekrachs. „Die letzten Umfragen beweisen, dass meine Popularität wegen der Art, in der ich diese Angelegenheit in Angriff genommen habe, ich würde sagen mit einer gewissen Klasse, gewachsen ist", sagte Berlusconi in einem Exklusivinterview mit dem TV-Sender France 2, das er auf Französisch führte.

„Die Unterstützung der Italiener ist wichtig. Drei von vier Italienern sind auf meiner Seite. Meine Popularität ist auf 75 Prozent gestiegen. Kein Premierminister ist in Europa so populär wie ich", sagte Berlusconi in dem im Rahmen der Tagesschau von France 2 am Mittwochabend gesendeten Interview. „Eine Scheidung ist immer schmerzhaft. Es handelt sich um eine private Angelegenheit, in die sich niemand einmischen sollte", erklärte der Ministerpräsident.

„Leider sind die Medien immer gegen diejenigen, die an der Regierung sind. Im Gegenteil zu dem was man im Ausland denkt, sind 90 Prozent der italienischen Zeitungen und der TV-Sender gegen die Regierung, eingeschlossen meine Kanäle. Jeder will Unabhängigkeit zeigen. Täglich sagen die TV-Sender etwas gegen mich, auch meine eigenen", klagte Berlusconi.

Auf eine Frage über die 18-Jährige aus Neapel, die er anlässlich ihrer Geburtstagsparty besucht hatte, antwortete Berlusconi. „Ich habe sie drei, oder viermal gesehen und immer in Anwesenheit ihrer Eltern. Ihr Vater ist Mitglied meiner Partei", sagte Berlusconi.