Donnerstag, 8. Mai 2008

Berlusconi-Kabinett: Treue Gefolgsleute, wenig Frauen


Alles neu macht der Mai - außer in Italien. Im Kabinett des neuen, alten Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi tauchen größtenteils Namen auf, die den „Cavaliere“ bereits seit den Anfängen seiner politischen Karriere begleitet haben.

Berlusconi - nach 1994 und 2001 zum dritten Mal Regierungschef - geht auf Nummer sicher. Weiß er doch, dass es unter seinen treuen Gefolgsleuten wohl kaum einen Querschläger geben wird.
„Dieses Mal zieht er es vor, jegliche mögliche Unstimmigkeit innerhalb der Regierung von Anfang an zu vermeiden“, kommentierte am Donnerstag die Zeitung „La Repubblica“.

Mit seiner in Rekordzeit präsentierten Ministerliste hat Berlusconi es zudem geschafft, alle Parteien seiner Sammelbewegung „Popolo della Libertá“ mehr oder weniger zufriedenzustellen.

Sowohl die „Lega Nord“ von Umberto Bossi als auch die „Alleanza Nazionale“ stellen jeweils vier der insgesamt 21 Minister. Neun Minister haben kein Portfolio.

Einer von ihnen ist der 67-jährige Bossi selbst, der früher als Schlagersänger und Obsthändler tätig war. Er kümmert sich erneut um Reformen und Föderalismus - Themen, die ihm seit jeher am Herzen liegen.

Calderoli: Minister für Gesetzesvereinfachung

Schwieriger war es da schon, für Bossis Parteikollegen Roberto Calderoli einen passenden Posten zu finden, vor allem nachdem der älteste Sohn des libyschen Staatschefs Muammar Gaddafi kürzlich eindringlich vor einer Berufung des Lega-Politikers gewarnt hatte.

Der war vor gut zwei Jahren in die Schlagzeilen geraten, als er im Fernsehen mit einem T-Shirt auftrat, auf dem die umstrittenen Mohammed-Karikaturen abgedruckt waren.

Bei Protesten in Libyen waren daraufhin elf Menschen ums Leben gekommen. Nun wird Calderoli Minister für Gesetzesvereinfachung. „Dieses Ministerium hat Berlusconi eigens für ihn in zehn Minuten erfunden“, stichelte „La Stampa“.

Roberto Maroni neuer Innenminister

Kritisch sehen links eingestellte Italiener auch die Berufung Roberto Maronis ins Innenministerium. Denn in diesem Amt wird der Rechtspopulist auch für die Immigrationsgesetze verantwortlich sein. Schon als Oppositionspolitiker tönte Maroni immer wieder, illegale Immigranten sollten umgehend aus Italien ausgewiesen werden. Das Land müsse zunächst einmal allen Italienern Arbeit geben, lautet sein Credo.

Konservative Frauenquote

Beim Alten bleibt es auch in punkto Frauenquote: Im Gegensatz zur sehr weiblich angehauchten neuen Regierung in Spanien bleibt Italien mit nur vier Frauen im Kabinett seinem Ruf als Macho-Land treu.

Immerhin wird die erst 31-jährige Giorgia Meloni, die das Ressort für Jugendpolitik übernimmt, als jüngste Ministerin in die Geschichte Italiens eingehen. Mit Mara Carfagna betritt ein Ex-Showgirl des italienischen Fernsehens die Regierungsbühne. Die hübsche Brünette, die mal an einer Miss-Italia-Wahl teilgenommen hat, ist für die Gleichstellung der Frauen zuständig.

Durchschnittsalter liegt bei 52 Jahren

Wohl vor allem dank der Frauen konnte der 71-jährige Berlusconi das Durchschnittsalter seines Kabinetts auf 52 Jahre drücken - unter seinem Vorgänger Romani Prodi betrug es noch 56 Jahre.

„Jetzt können wir endlich unsere Arbeit wieder aufnehmen, die vor zwei Jahren unterbrochen worden ist. Dieses Mal haben wir keine Entschuldigung“, sagt Berlusconi mit Blick auf die „schwierige Lage des Landes“ - und mit Blick auf die komfortable Mehrheit, mit der er dank seines deutlichen Wahlsieges regieren kann.

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