Mittwoch, 16. April 2008

Bloß nicht zu viele Frauen

Madrid - Für zurückhaltende Töne war er noch nie bekannt, in der Vergangenheit ist Silvio Berlusconi deswegen immer wieder zielsicher ins Fettnäpfchen getreten. Unmittelbar nach seinem Wahlsieg kommt nun eine neue Pannen-Episode dazu. Gegenüber einer Zeitung machte sich der Medienmogul und Milliardär über die Anzahl von Frauen im Kabinett des spanischen Premierministers Jose Luis Rodriguez Zapatero lustig.

Silvio Berlusconi: Bloß nicht zu viele Frauen
Die spanische Regierung sei "zu rosa", sagte Berlusconi Radio Monte Carlo gestern. In Italien sei dies nicht möglich, weil es mehr Männer in der Politik gebe und es schwer sei, qualifizierte Frauen zu finden. Die spanische Zeitung "El Pais" zitierte Berlusconi zudem im Hinblick auf die zahlreichen Ministerinnen im Zapateros Kabinett: "Er wird Probleme haben, sie zu leiten." Aber Zapatero wolle "es ja wissen."

Elena Valenciano von den spanischen Sozialisten reagierte empört. Berlusconi solle sich ein Beispiel an Zapatero nehmen. "In Italien gibt es genauso wie in Spanien genügend gut ausgebildete und intelligente Frauen, die in der Lage sind Minister- oder andere Regierungsposten zu übernehmen", erklärte sie. "Das würde der Politik und der Gesellschaft in Italien gut tun."

In Zapateros neuer Regierung sitzen neun Frauen, die damit erstmals in der Geschichte die Mehrheit stellen. Auch das Verteidigungsressort wird zum ersten Mal von einer Frau geleitet. Berlusconi will vermutlich vier Frauen in sein Kabinett berufen.

Nach dem Sieg seines Bündnisses bei der Parlamentswahl will der bisherige Oppositionsführer Berlusconi nun innerhalb einer Woche seine Ministerriege vorstellen. Im Hörfunksender RAI sagte Berlusconi, das Amt des Außenministers werde der derzeitige EU-Justizkommissar Franco Frattini übernehmen. Berlusconis rechte Hand, der frühere Journalist Gianni Letta, soll demnach Vize-Regierungschef werden. Als Berlusconis zweiter Stellvertreter ist Umberto Bossi von der rechtspopulistischen Lega Nord im Gespräch. Der frühere Außenminister Gianfranco Fini von der postfaschistischen Nationalen Allianz wird möglicherweise Parlamentspräsident.

phw/Reuters/AFP

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