Mittwoch, 6. April 2011

Bunga-Prozess auf Mai vertagt

Der „Prozess des Jahres“, der – nicht nur in Italien – mit Spannung erwartet wurde, dauerte nur fünf Minuten.

Der Grund: Die Abgeordnetenkammer hatte am Dienstag erklärt, die Mailänder Justiz sei nicht zuständig für das Verfahren. Nun muss der Verfassungsgerichtshof die Zuständigkeiten klären. Der Prozess rund um den Fall Ruby wurde daher auf den 31. Mai vertagt.

Berlusconi will am Mai-Prozess teilnehmen

Die Rechtsanwälte von Premier Silvio Berlusconi erklärten, der Premier wolle ab dem 31. Mai an allen Gerichtsverhandlungen teilnehmen. „Er will dabei sein, auch wenn es Tage geben wird, an denen er wegen seiner Amtsverpflichtungen nicht anwesend sein kann“, sagte Berlusconis Rechtsanwalt Giorgio Perroni.

Ruby wird doch nicht als Nebenklägerin antreten

Auch das marokkanische Callgirl Ruby, das im Zentrum des Verfahrens gegen Berlusconi steht, zeigte sich nicht im Mailänder Gerichtssaal.

Sie werde sich nicht als Nebenklägerin am Prozess beteiligen, teilten ihre Rechtsanwälte mit. Damit werde sie auch keine Schadenersatzforderung vom Premier beantragen können. Ruby hatte stets bestritten, von Berlusconi für sexuelle Dienste bezahlt worden zu sein.

„Ruby ist der Ansicht, dass sie keine Schäden wegen ihrer Bekanntschaft mit dem Premier erlitten hat. Sie behauptet, keine sexuelle Beziehung mit Berlusconi eingegangen zu sein“, erklärte die Rechtsanwältin Paola Boccardi.

TV-Teams umsonst angereist – Gegner und Fans von Berlusconi vor Gerichtssaal

Hunderte von TV-Teams und Journalisten warteten am Mittwoch auf die Eröffnung des Ruby-Prozesses.

Vor dem Gerichtssaal in Mailand versammelten sich Gruppen von Anhängern und Gegnern Berlusconis. „Silvio, Silvio!“, war auf den Plakaten von Anhängern des Premiers zu lesen. Einige Frauen rollten Spruchbänder gegen Berlusconi aus.

Die Vorwürfe gegen Berlusconi

Berlusconi soll wiederholt Sex dem fast 60 Jahre jüngeren marokkanischen Escortgirl Ruby gehabt und sie mit einem Telefonanruf vor dem Gefängnis bewahrt haben.

Berlusconi ist derzeit in nicht weniger als vier Justizverfahren verwickelt. Die Verhandlung in Mailand gilt seit längerem als „Prozess des Jahres“: Äußerst pikant sind die Vorwürfe gegen den Medienmogul und die seit Monaten aus Prozessakten veröffentlichten schlüpfrigen Details.

Viele Male soll Berlusconi bei wilden „Bunga-Bunga“-Festen in seiner Villa bei Mailand Sex mit der damals 17-jährigen „Ruby Rubacuori“ (Ruby Herzensdieb) gehabt haben.

Mit 16 Jahren habe sie ihn kennengelernt. Der Premier soll zudem das inzwischen volljährige Mädchen auch per Telefon persönlich vor dem Gefängnis bewahrt haben. „Amtsmissbrauch“ nennen das die Staatsanwälte und die linke Opposition.

apa

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